Das einzig Normale sind die Hunde…
Im Moment beherrscht nahezu überall das Thema „Corona“ den Alltag. Für viele bringt das erhebliche und unangenehme Veränderungen mit sich – da ist es einfach nur herrlich, dass wir unsere Hunde um uns haben. Und jetzt sogar noch mehr Zeit mit ihnen verbringen können. Das trifft zumindest auf diejenigen zu, die sich den Appell zu Herzen nehmen (können), zuhause zu bleiben.
Der „normale“ Hund.
Die Hunde sind eine Konstante im durcheinander geratenen Alltag: Sie leben im Hier und Jetzt, sehen keine beunruhigenden Nachrichten und freuen sich nach wie vor ein Loch in den Bauch, wenn wir uns mit ihnen beschäftigen. Sie bringen uns zum Lachen und halten uns mit ihren Ansprüchen an Versorgung und Bespaßung auf Trab. Sie erden uns und sind ein beständiger Teil der Normalität, die gerade an vielen Stellen wegzubrechen scheint.
Und nicht nur jetzt bin ich zutiefst dankbar, mein Leben mit Hunden teilen zu dürfen. Sie sind so beruhigend normal. Wenn man das, was hier an Caniden im Haushalt lebt, als „normal“ bezeichnen kann. Aber die Definition von „normal“ ist ja zum Glück breit gefächert…
Tausche Kekse gegen Klopapier – oder umgekehrt.
Meine größte Sorge in Sachen Toilettenpapierknappheit ist nicht, dass wir einen Teil der gewohnten Hygiene einbüßen würden. Da gibt es alternative Wege und Möglichkeiten. Es wäre aber schrecklich traurig, wenn der Cattle Dog nicht mehr heimlich ins Bad schleichen, sich eine leere (!) Klopapierrolle klauen und diese genüsslich im Wohnzimmer in kleine Schnipsel zerlegen könnte.
Um dann jeden einzelnen dieser Pappeschnipsel bei Rückgabe in die Hand gegen einen Keks einzutauschen. Gern genau dann, wenn der Film gerade besonders spannend ist. Auch wenn das bisweilen ein wenig nervt, muss ich jedes Mal lachen. Denn den Quatsch mit dem Eintauschen nassgelutschter Pappestücke hat er sich erst vor kurzem quasi selbst beigebracht. Davor musste ich das Pappekonfetti (auf den Knien durchs Wohnzimmer rutschend) selbst aufsammeln.
Let me entertain you!
Normal ist für uns auch, mitten in einem spannenden Film mal ganz fix die Pause-Taste auf der Fernbedienung zu drücken. Weil der Terrier-Mix just in diesem Moment lautstark mit dem Cattle um den Stoffknochen streiten muss. Dringend. Aus Gründen. Die zwar kein Mensch versteht, aber das spielt auch keine Rolle. Hauptsache, die vierbeinigen Knalltüten vergnügen sich bestens.
Allein beim Zusehen habe ich solchen Spaß, dass ich wirklich jeden Film gern unterbreche, wenn das Wohnzimmer gerockt wird. Diese Form der Unterhaltung ist auch nach Jahren noch immer spannender und witziger als jeder Film. Außerdem versteht man sowieso kaum sein eigenes Wort – geschweige denn, den Fernseher...
Wüst geküsst und wild gechillt.
Doch die Hunde sind nicht nur hervorragende Entertainer, sie sind auch Balsam für die Seele. Entweder auf direktem Weg, denn die Küsschen-Attacken des Cattle sind episch (trotz blauer Flecken und Schrammen hinterher) und begleitet von wildem Schwanzgewedel, das schon die eine oder andere Tasse vom Wohnzimmertisch gefegt hat. Und ja, er springt mit Anlauf aufs Sofa, um die Küsse auch wirklich im Gesicht anbringen zu können (nein, er liegt auch sonst nicht einfach nur brav in seinem Hundebett…).
Auch indirekt und ohne Ganzkörpereinsatz haben Hunde balsamische Wirkung: Niemand kann so entspannt chillen, schlafen und träumen, wie die kleine Terrier-Mixin. Wenn sie im Traum leise glucksend wufft und dabei wie ein kleines, blubberndes Aquarium klingt, ist die Welt in Ordnung. Das zaubert ein Lächeln aufs Gesicht und entspannt auch die Menschen im Raum ganz wie von selbst. Streng genommen erfordert diese Form von Hardcore-Chillen auch vollen körperlichen Einsatz. Der tut aber zum Glück niemandem weh.
Ehrlich und ungeschminkt.
Diese Hemmungslosigkeit beim Bekunden von Zuneigung und die Fähigkeit, sich einfach so völlig entspannen zu können, haben uns Hunde definitiv voraus. Darum sind sie wirklich zu beneiden. Auch wenn das fallweise bedeutet, dass die Brille nach diversen wohlplatzierten Hundeküssen geputzt werden muss. Oder der tiefenentspannt schlummernde Hund nur mit reichlich gutem Zureden für einen Spaziergang bei Regenwetter gewonnen werden kann.
Wenn man nun Hunden auch noch so etwas wie „Laune“ zugesteht (und ich bin sicher, dass unsere Vierbeiner die haben), muss man mit den Folgen leben. Das bedeutet, dass die Terrier-Mixin schlechte Laune hat, wenn sie durch nasse, matschige Wiesen laufen soll. Und dann schon mal mit einem „Och nö!“-Blick auf die hundert Meter entfernte Teerstraße abwandert. Oder dass der Cattle in einem Anfall von übermäßig guter Laune ein Spielie durchs Wohnzimmer wirbelt und dabei den eben gedeckten Frühstückstisch in eine Explosion aus Kaffee, Besteck und Brötchen verwandelt.
Humor ist, wenn man trotzdem lacht.
Es ist dieser direkte Zugang zu ihren Emotionen, der das Zusammenleben mit Hunden ausmacht: Sie senden keine widersprüchlichen Botschaften. Sie sind, wie sie sind. Das muss man nicht immer großartig finden (ich wische wirklich nur ungern Frühstückexplosionen vom Parkett), aber es hilft ungemein, das Ganze mit Humor zu nehmen.
Humor ist nicht nur im Zusammenleben mit Hunden nützlich (oder eher: notwendig). Er trägt uns auch in Zeiten, in denen es eigentlich wenig Grund zum Lachen gibt. Aber noch wichtiger finde ich die Zuversicht, mit der unsere Hunde durchs Leben gehen. Sie wissen, dass es Nahrung für sie gibt, dass sie ihre Menschen erfolgreich zum Spielen auffordern können und ihre sonstigen körperlichen und mentalen Bedürfnisse ebenfalls (im Rahmen der Möglichkeiten) erfüllt werden. Sie leben damit in einer Sicherheit, die uns Menschen derzeit fehlt.
Selbst is(s)t der Hund.
Zur Not erfüllen sie sich „unerfüllte Bedürfnisse“ auch kurzerhand selbst. Der Cattle Dog ist darin nicht ganz ungeschickt. Dann ist die angebrochene Packung Lakritz auf dem Tisch plötzlich leer. Oder die Reste vom Abendessen, die als Mittagsmahlzeit für den nächsten Tag gedacht waren, sind vollkommen spurlos aus der Küche verschwunden. Er ist sich außerdem absolut sicher, dass der Postbote nur deshalb wieder geht, weil er ganz streng zur Terrassentür rausgeguckt hat. Und vielleicht hat er auch ein bisschen gebellt, um dem Blick entsprechend Nachdruck zu verleihen.
Das ausgeprägte Ruhebedürfnis der Terrieristin lässt sie auch nach dem dritten Aufruf zum Gassi völlig entspannt weiterschlafen. Wenn ich sie dann endlich an einem sonnenbeschienenen, windgeschützten Platz im Garten gefunden habe, guckt mich ein kulleräugiges Gesicht, umrahmt von einer verstrubbelten Frisur, verschlafen und erstaunt an. Als wüsste sie nicht, dass wir jeden, und zwar wirklich JEDEN Tag spazieren gehen.
In guten, wie in schlechten Zeiten.
Im Großen und Ganzen geht es unseren Hunden ziemlich gut. Denke ich jedenfalls. Man hat – wie in jeder Beziehung – auch mal Meinungsverschiedenheiten und unterschiedliche Ansichten, aber wir finden nahezu immer einen Konsens. Selbst gegenseitige (!) Rücksichtnahme ist selbstverständlich, wenn es einem von uns mal nicht gut geht.
Die Hunde werden kuschelig (statt pestig), wenn ich zum Beispiel mit einer Erkältung flach liege und sie deshalb ausnahmsweise zurückstecken müssen. Umgekehrt sehe ich den Vierbeinern an der Nasenspitze an, wenn irgendetwas mit ihnen nicht stimmt. An solchen Tagen gehen wir zu einem unserer „Happy-Places“ und dödeln dort einfach nur so herum. Könnte man sich eigentlich als allgemeine Anleitung für den Alltag übernehmen...