Hund leckt hockender Person ins Gesicht

Alle für einen – einer für alle.

Gleich vorneweg: Eigentlich gibt es sie gar nicht, „die Hundehalter“. Sie existieren genauso wenig, wie „die Radfahrer“ oder „die Jäger“. Wir sind Individuen, unterschiedliche Menschen mit ganz unterschiedlichen Erfahrungen und im Falle von Hundebesitzern mit ebenso individuellen Hunden.
Doch jede/r einzelne von uns hat Einfluss darauf, wie „die Hundehalter“ in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden. Negativbeispiele bleiben leider sehr gut im Gedächtnis und so fällt das Fehlverhalten einzelner auch auf diejenigen zurück, die sich um Rücksicht bemühen.

Diese Art von Sippenhaft, deren Auswirkungen ich im Alltag fast täglich erlebe, bin ich gründlich leid. Ich habe keinen „Scheißköter“, der grundsätzlich immer und überall angeleint zu sein hat. Ich muss mich nicht zur Brut- und Setzzeit belehren lassen (da bin ich bestens informiert), solange mein Hund den Weg nicht verlässt. Ich muss nicht ins Unterholz ausweichen, damit sich drei Nordic-Walker nebeneinander auf dem Waldweg breit machen können. Und ich muss mich nicht anpöbeln lassen, ob das mein „Drecksvieh“ ist, das da jeden Tag auf den Grünstreifen kackt (denn ich sammle die Häufchen auf).

Offenbar gibt es aber ausreichend Hundehalter, die für diese Sichtweisen der (vornehmlich hundelosen) Bevölkerung mit verantwortlich sind. Deshalb möchte ich hier zum einen Verständnis füreinander wecken und Vorurteilen entgegentreten – zum anderen aber auch an jene Hundehalter appellieren, die sich bisher noch keine Gedanken dazu gemacht haben. Es geht mir dabei nicht um „die mit Hund“ gegen „die ohne Hund“. Es geht um ein friedliches, harmonisches Miteinander aller, die sich draußen begegnen.

Zu Gast in der Natur

Ich bin unglaublich gern mit meinem Hund in der Natur unterwegs – welcher Hundemensch nicht? Dort genieße ich aber weder besondere Privilegien, noch bin ich ein Mensch zweiter Klasse. Wenn ich meinen Hund zu mir rufe und am Wegrand absitzen lasse, damit uns Jogger, Reiter oder Radfahrer unbehelligt passieren können, ist das ein Zeichen von Rücksichtnahme. Dann freue ich mich über jedes zugerufene „Dankeschön!“ – und ärgere mich gelegentlich auch über die bösen Blicke, die manche Zeitgenossen statt eines Grußes für uns übrig haben. Mein Hund und ich atmen schließlich niemandem die Luft weg.

Die Natur ist wirklich für uns alle da und Hunde dürfen auch auf Feld- und Waldwegen frei laufen (in Baden-Württemberg, hier sogar ganzjährig und vorausgesetzt, die Ortsbehörde hat keine anderweitigen Regelungen erlassen). Dass der/die eine oder andere nicht gut auf Hunde zu sprechen ist, weil bereits unerfreuliche Begegnungen stattgefunden haben, tut mir wirklich von Herzen leid. Das darf aber kein Grund sein, ALLE Hunde und ihre Besitzer in einen Topf zu werfen. Ein wenig mehr Respekt gegenüber jenen, die sich rücksichtsvoll verhalten, finde ich hier durchaus angebracht.

Hunde und Radfahrer

Dass der Hund bei Begegnungen rechtzeitig herangerufen wird, sollte selbstverständlich sein. Ich mute keinem Radfahrer zu, eigenständig herauszufinden, wie er sich am besten zwischen mir und meinem Hund durchschlängeln kann. Allerdings springe ich auch nicht in den Straßengraben, damit zwei Radler nebeneinander an uns vorbeipassen. Rücksichtnahme ist schließlich keine Einbahnstraße.

Als Hundehalterin habe ich eine große Bitte an alle Radfahrer: Macht euch rechtzeitig (!) durch Klingeln bemerkbar! Wenn ich den herannahenden Radler höre, kann ich meinen Hund sofort zu mir rufen und dafür sorgen, dass er nicht im Weg steht oder vor das Rad läuft. Bemerke ich das Fahrrad aber erst, wenn es an mir vorbeirauscht, kann es brenzlig werden: Rufe ich jetzt den Hund, läuft er beim Zurückkommen womöglich dem Radfahrer in die Spur. Auch das enge Vorbeifahren an einem Hund – ganz gleich, ob angeleint oder nicht – kann ins Auge gehen. Erschrickt der Hund nämlich, weil er den Radfahrer nicht rechtzeitig bemerkt hat, springt er womöglich ins Rad.

Das Radfahren (und Reiten) ist übrigens nur auf mindestens 2 Meter breiten Wegen erlaubt. Und Radfahrer, die auf schmalen Wegen unversehens um die Ecke geschossen kommen, sind nicht nur für Hunde(-halter) lebensgefährlich.

Das leidige Thema: Die Hinterlassenschaften unserer Hunde

Hundekot sorgt nahezu überall für Unmut und erregte Gemüter. Klar: Niemand tritt gerne hinein und eine Augenweide sind Hundehaufen auch nicht. Wer den Haufen seines Hundes auf dem Grünstreifen liegen lässt oder den gefüllten Kotbeutel ins Gebüsch wirft (statt in den Mülleimer), macht sich einfach nirgends Freunde. Nicht unter hundelosen Mitmenschen und nicht unter Hundeleuten.

Wenn ich mich auf Zehenspitzen durch ein „Tretminenfeld“ bewegen muss, um den Haufen meines Hundes aufnehmen zu können, ärgert mich das. Findet das Schauspiel dann auch noch in unmittelbarer Nähe zu einem Mülleimer mit Kottütenspender statt, zweifle ich durchaus am Verstand einiger Mitmenschen.
Auf einem Rundweg lasse ich den vollen Kotbeutel zugeknotet am Wegesrand stehen, um ihn auf dem Rückweg mitzunehmen. Die Betonung liegt hier auf „mitnehmen“, keinesfalls lasse ich die Tüte einfach am Rand der Wiese stehen. Wenn ich mir allerdings beim Waldspaziergang die verschmierten Papiertaschentuchberge hinter dem nächstbesten Baum anschaue, ist es für mich (zumindest im Wald) völlig in Ordnung, den Haufen meines Hundes unverpackt (!) ins Gebüsch zu befördern.

Freilauf für Hunde

Beim Thema „freilaufende Hunde“ sind wir in Baden-Württemberg geradezu privilegiert: Wir DÜRFEN unsere Hunde ganzjährig frei laufen lassen (Ausnahme: örtliche Sonderregelungen von Stadt/Gemeinde). Natürlich nicht kreuz und quer durchs Unterholz oder auf landwirtschaftlich genutzten Flächen und immer unter der Voraussetzung, dass die Vierbeiner auch ohne Leine kontrollierbar sind.

Dabei dürfen sie jedoch niemand belästigen. Mit „niemand“ sind übrigens nicht nur andere Spaziergänger gemeint. Auch Jogger, fremde Hunde, Reiter, Radfahrer, Weidetiere und nicht zuletzt das Wild müssen vor ungewollten Begegnungen geschützt werden. Wenn der Hund auf Rufen oder Pfeifen (noch) nicht zuverlässig und zügig zurückkommt, ist einfach eine lange Leine dran und entsprechendes Training angesagt.
Selbst wenn es mal schief geht: Eine ehrliche Entschuldigung ist immer angebracht und kann das Ganze in Ordnung bringen. Dass für den „worst case“ eine Hundehalterhaftpflicht abgeschlossen ist, halte ich für unverzichtbar.

Begegnen mir unterwegs Menschen mit der Bitte, den Hund anzuleinen (weil sie beispielsweise Angst vor Hunden haben) komme ich dieser Bitte selbstverständlich gerne und unverzüglich nach. Wenn mich allerdings jemand grundlos anschreit, sofort den Sch…-Köter an die Leine zu nehmen, obwohl sich mein Hund neben mir befindet, ist mein Verständnis zu Ende. Gutes Benehmen tut schließlich niemandem weh.

Ungefragt leine ich meinen Hund grundsätzlich dann an, wenn ich in der Begegnung mit unvorhersehbarem Verhalten anderer rechnen muss: Kinder, Pferde und andere Hunde können oft überraschend reagieren. Da ist es für alle Beteiligten einfach sicherer, wenn ich meinen Hund zumindest kurzfristig an der Leine führe. Und der Begegnungsverkehr sich dann bitte ebenfalls um Abstand bemüht!

Wenn Hunde ihresgleichen treffen

Mein Hund hat einige Kumpels, mit denen er wirklich gern zusammen unterwegs ist. Meist ist auch noch seine eigene Hündin mit dabei. Er mag aber nicht jeden Hund, den er trifft und das ist auch völlig in Ordnung – Hunde sind auch nur Menschen. Mit irgendeinem wildfremden Hund, der ungebremst angerannt kommt, wollen übrigens die wenigsten (erwachsenen) Hunde „spielen“. Und erst recht nicht, wenn bei dieser Gelegenheit gleich mehrere fremde Vierbeiner aufeinandertreffen.

Es gibt einige Hunde, die aus verschiedenen Gründen keinen Kontakt mit anderen haben wollen oder dürfen und an der Leine laufen: Angst vor anderen Hunden, schlechte Erfahrungen, Krankheit, Alter/Gebrechlichkeit, neu im Haushalt, Läufigkeit, Jagdtrieb – da gibt es unzählige Möglichkeiten. Niemand muss sich für seinen angeleinten Hund oder eine verweigerte Kontaktaufnahme rechtfertigen.

Daher leine ich meinen Hund bei der Begegnung mit fremden Hunden prinzipiell an. Und es wäre schön, das würde umgekehrt genauso gehandhabt. Wenn die zwei sich denn mögen, kann man sie immer noch gemeinsam laufen lassen. Falls die Hunde dann ausgelassen zusammen herumtoben: Bitte achtet darauf, dass sie dabei nicht in hoch stehenden Wiesen, bestellten Feldern oder gar Beeten herumrennen – das sind keine Hundespielplätze!

„Der tut nix!“ ist übrigens einer der am meisten gefürchteten Sprüche unter Hundehaltern. Denn nur allzu oft kommt da ein Hund angelaufen, der nur deshalb nicht zurückgerufen wird, weil er sowieso nicht hört. Und ob der dann „was tut“ oder nicht, hängt häufig doch nur von der Reaktion des Gegenübers ab. Der Satz „Die regeln das unter sich...“ kommt fast ausschließlich aus dem Mund desjenigen Hundebesitzers, der den größeren Hund in die Begegnung führt – das ist ein absolutes No-Go. Gegenseitige Rücksichtnahme ist auch unter Hundehaltern unverzichtbar.

Wirtschaftsfaktor Hund

Die Haltung von Hunden wird besteuert und die Hundesteuer ist eine „nicht zweckgebundene“ Steuer. Sie kann also von der Stadt- oder Gemeindeverwaltung für jeden erdenklichen Zweck eingesetzt werden. Die Hundesteuer fließt somit in die Verwaltungskasse und kann in den Erhalt von Spielplätzen, die Instandsetzung von Freibädern oder für sonstige der Allgemeinheit dienlichen Zwecke eingesetzt werden. Sie wird NICHT ausschließlich zur Entfernung von Hundekot oder dem Aufstellen von Kottütenspendern verwendet. Daraus ergibt sich, dass jeder Hundehalter für die Haufen seines Hundes selbst verantwortlich ist – also bitte aufsammeln! Und: Hundehalter finanzieren das Allgemeingut durch die Zahlung der Hundesteuer mit. Das vergessen die Kritiker der Hunde(-besitzer) nur allzu gerne…

Auch die Wirtschaft verdient in einem nicht unerheblichen Ausmaß an der Haltung von Hunden. Laut einer Studie der Universität Göttingen belief sich der Umsatz im deutschen Heimtiermarkt im Jahr 2019 auf ca. 5,6 Milliarden Euro – allein für Hunde (Quelle). In dieser Summe sind sowohl Futter- und Zubehörkosten, als auch die Ausgaben für medizinische Maßnahmen und Versicherungen erfasst. Damit trägt also jeder Hundebesitzer zur Erhaltung wertvoller Arbeitsplätze bei: Die Hundehaltung ist ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor!

Hunde sind unverzichtbar.

Aus vielen lebenswichtigen Aufgabenbereichen sind Hunde längst nicht mehr wegzudenken: Sie leisten ihre Arbeit als Blindenführhunde und Assistenzhunde, stehen im Dienst der Polizei und Rettungsstaffeln, spüren Schimmelpilze und Schädlinge auf. Sie hüten Schafe und sind nach wie vor unverzichtbare Helfer bei der Jagd. Sie sind Freunde und Seelentröster – privat genauso, wie als Therapiehund bei Besuchen im Alters- oder Pflegeheim.

Das rechtfertigt selbstverständlich weder das Liegenlassen von Hundehaufen, noch kann es als Freibrief für unerzogene Hunde dienen. Aber es zeigt deutlich, dass Hunde und ihre Menschen nicht einfach nur als lästiges Übel hingenommen werden dürfen. Wir sind Teil der Gesellschaft und tragen unseren Teil dazu bei. Hunde waren schon immer und sind auch heute noch der beste Freund des Menschen. Diese Ansicht muss nicht jeder teilen, sie sollte aber wenigstens respektiert werden.

Für mich persönlich sind Hunde gute Freunde, ehrliche Kumpels, Freizeitpartner und Inspiration bei der Arbeit, Hobby und Beruf gleichermaßen. Und sie sind ein innig geliebter Teil meiner Familie.