hund waelzt sich mit schuh am boden

Ein Hund bringt so viel Glück und Freude ins Haus!

Als Welpe ist er nur niedlich, sofort stubenrein und macht natürlich nichts kaputt. Bis er erwachsen ist, hat er sich von ganz allein zu einem treuen Begleiter entwickelt, jagt nicht und ist stets freundlich zu allen Menschen und Tieren. Er frisst das Billigtrockenfutter vom Discounter, hat dabei glänzendes Fell und frischen Atem und den Tierarzt sieht er selbstverständlich nur zum Impfen. Wenn er alt ist, liegt er selig schlummernd auf dem Sofa und wacht eines Morgens einfach nicht mehr auf.

Ernsthaft jetzt: Es gibt solche Hunde, wirklich und wahrhaftig – aber sie sind eine Ausnahme, nicht die Regel. Viele Ersthundehalter sind sich allerdings überhaupt nicht im Klaren, was im Laufe eines Hundelebens alles auf sie zukommen kann. Denn der oben beschriebene Ausnahmehund ist genau das: Ein Ausnahmehund. Und wer tatsächlich das Glück hatte, einen solchen zu erwischen, der wird beim nächsten Hund vielleicht Bauklötze staunen.

Wolken über dem Hundehalterparadies.

Manch einer hat seinen „Glücksgriff“ im Tierschutz gefunden. Andere schwören auf die wohlbedachte Auswahl der Rasse und den Welpen vom anerkannten Züchter. Grundsätzlich gilt jedoch: Vor Überraschungen ist man nie sicher. Der Tierschutzhund kann sein wahres Wesen (inklusive gesundheitlicher Beschwerden) erst nach Monaten offenbaren. Der Hund vom Züchter entpuppt sich als das einzige „Montagsmodell“ im Wurf. Nicht zuletzt kann ein Unfall oder ein traumatisches Erlebnis alle rosigen Träume mit einem Schlag zunichtemachen.

Alte Hunde sind nicht an jedem Tag nur Senioren-Sonnenscheinchen. Wenn sie körperlich und geistig noch wenigstens halbwegs fit sind, kommt man mit ein bisschen mehr Kümmerung und Rücksichtnahme gut hin. Spielen aber Demenz, starke körperliche Einschränkungen oder das Ausfallen von Sinnen/Körperfunktionen eine Rolle, muss man als Hundehalter schon ein bisschen leidensfähig sein, um das Leben mit einem solchen Oldie noch jede Minute schön finden zu können.

Patient Hund kostet Nerven – und Geld.

Einen Hund mit gesundheitlichen Einschränkungen zu betreuen, kann verdammt an die Substanz gehen: Aufgrund von Allergien darf ausschließlich Spezialnahrung (und nichts sonst!) gefüttert werden. Bei chronischen Erkrankungen sind regelmäßige Medikamentengaben – womöglich zu bestimmten Uhrzeiten – notwendig. Der demente Hund läuft dauerbellend im Zimmer auf und ab, weil er nicht mehr weiß, wo er sich befindet. Der Arthrosepatient schafft die Treppe in den dritten Stock nicht mehr allein und muss getragen oder unterstützt werden.

Das bedeutet nicht nur, dass man den Alltag rund um die Erkrankung des Hundes irgendwie strukturieren muss – es bedeutet unter Umständen auch Verzicht auf Urlaub oder andere Extra-Ausgaben. Medikamente und Tierarztbehandlungen kosten Geld und können das monatliche Budget samt Ersparnissen ziemlich rasch wegschmelzen lassen. Und das Ganze nicht nur über Wochen, sondern unter Umständen jahrelang.

Gesund ist er ja, aber…

Neben der Gesundheit gibt es einen weiteren Faktor, der das Zusammenleben mit einem Hund maßgeblich beeinflusst: Das Verhalten des Hundes. Bis zu einem gewissen Grad lässt sich hier viel erreichen, denn fundiertes Training kann so manche „Baustelle“ ausbügeln oder gar nicht erst entstehen lassen. Manche Eigenschaften lassen sich jedoch bestenfalls modulieren und nicht einfach wegtrainieren.

Ein Hund, der sich als Vollblutjäger entpuppt, wird beim Spaziergang in wildreicher Umgebung viel Aufmerksamkeit erfordern und entspanntes Lustwandeln eher unwahrscheinlich machen. Mit einem sehr territorial veranlagten Hund kann eben nicht jeder Fremde einfach so zur Tür hereinspazieren. Ein Hund mit Gewitterangst kann den Halter in den Sommermonaten so manche Nacht um den Schlaf bringen. Mit einem Hund, der Probleme mit Hundebegegnungen hat, kann der Alltag zum Spießrutenlaufen und obendrein recht einsam werden.

Liebe allein genügt nicht.

Verbesserungen sind in vielen Fällen möglich, bedeuten aber Arbeit, Management und Engagement. Und trotzdem sind sie nicht immer vom gewünschten Erfolg gekrönt. Sie erfordern Kompromisse, Veränderungen und die Bereitschaft, sich auf die jeweils spezielle Eigenart des Hundes einzulassen. Nicht jedes Medikament oder jedes Training passt für den eigenen Hund. Da kann es zig andere geben, denen dies und jenes geholfen hat – was wirklich funktioniert, muss man selbst herausfinden.

Ganz gleich, ob gesundheitliche Herausforderungen oder Verhaltenseigenarten: Es kostet Zeit, Geld, Kraft und den Willen, sich damit auseinanderzusetzen. Hund und Mensch müssen nicht nur irgendwie klarkommen – es sollte allen Beteiligten dabei so gut wie irgend möglich gehen. Auf diesem Weg kann man selbst als enthusiastischer und liebender Hundebesitzer an seine Grenzen stoßen.

Warum dann überhaupt einen Hund?

An diese wenig schönen Seiten der Hundehaltung habe ich damals keinen Gedanken verschwendet, als mein erster Hund einzog. Und mit diesem Hund bekam ich gleich „die ganze Packung“: Gesundheitlich und verhaltenstechnisch war da auf so vielen Ebenen so viel kaputt, dass man bequem gleich zwei Problemhunde vollumfänglich hätte ausstatten können. Alles lief ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte – von Wünschen und Träumen in Sachen Hundehaltung ganz zu schweigen.

Trotzdem habe ich diesen Hund nicht nur abgöttisch geliebt, ich habe auch unglaublich viel gelernt: Über Hunde allgemein, über gesundheitliche Aspekte, Training (wie es sein sollte – und wie nicht), über mich selbst. Und es sind wunderbare Begegnungen daraus entstanden, Freundschaften gewachsen, neue Perspektiven aufgetaucht. Meine Prioritäten haben sich gewandelt, ich habe mich verändert. Das hat bisweilen Kraft gekostet – aber es hat mich insgesamt sehr viel glücklicher werden lassen.

Always look on the bright side of life.

Mittlerweile habe ich den vierten Hund, der in verschiedenen Bereichen Herausforderungen für mich mitgebracht hat. In Kreisen von Hundefreunden wird immer wieder gern dieser Spruch zitiert: „Man bekommt nicht den Hund, den man sich wünscht – man bekommt den Hund, den man braucht.“ Als Trost oder Aufmunterung gedacht, enthält er eine gute Portion Galgenhumor und zeugt von einem gewissen Verständnis für die Probleme. Wörtlich genommen bedeutet er eigentlich nur eines: Es gibt noch viel zu lernen, packen wir’s an!

Wenn man sich auf die positiven Aspekte einlässt und den Fokus darauf richtet, wird vieles automatisch leichter. Die Diagnose lautet „Hüftdysplasie“? Natürlich nicht schön, aber immerhin weiß man nun, womit man es zu tun hat. Und zudem bietet sich hier ein wahrlich großes Spektrum an Behandlungsmöglichkeiten. Der Hund mag keine fremden Hunde? Dafür liebt er alle Kinder – das ist herrlich, wenn man selbst welche hat und diese häufig Besuch mitbringen. Der Labrador mag nicht apportieren oder der Border Collie findet Agility doof? Da gibt es ganz sicher eine andere Aufgabe, die dem Hund wirklich Spaß macht!

Denn sie geben einem TATSÄCHLICH so viel zurück.

Wenn ich darüber nachdenke, wie viele Momente ich täglich (!) erlebe, in denen mir mein Hund Freude bereitet und mich zum Lachen bringt, weiß ich, dass sich jeder Aufwand gelohnt hat und immer lohnen wird. Seine überschwänglich-fröhliche Art, der Enthusiasmus bei allem, was er tut, seine Talente und unsere gemeinsamen Lernerfolge machen alles wieder wett. Ja, er hat viele Sorgen bereitet und noch viel mehr Geld beim Tierarzt gekostet (und tut es noch). Aber er schenkt mir im Gegenzug etwas, das man nicht kaufen kann: Lächeln, Lachen und Lebensfreude.

Vielleicht ist es das, was sich Menschen erhoffen, wenn sie einen Hund in ihr Leben holen. Vielleicht können wir aber auch durch unsere Hunde lernen, wie man sich am Glück in den kleinen Dingen erfreut. Sie sind wahre Meister darin.