Die Schneegastritis – wenn Winterfreuden Bauchschmerzen bereiten
Winter ist nur echt, wenn er Schnee hat. Und derzeit haben wir den auch – sogar in erfreulich großen Mengen. Unsere Hunde lieben es, im Schnee herumzutoben: Da werden fröhliche Hüpf-Spiele gespielt, Mäuse unter der Schneedecke belauscht, sich in der weißen Pracht herumgewälzt und natürlich auch gern der eine oder andere Happs Schnee gefressen.
Erstes Aha-Erlebnis: Schnee ist grundsätzlich auch nur Wasser und mit der Aufnahme von Schnee muss auch mit gesteigerter Pinkelfrequenz gerechnet werden! Da kann es durchaus vorkommen, dass im Anschluss an einen Schneespaziergang die nächste Pipi-Runde schon eine Stunde später wieder fällig ist. Auch im Falle einer bereits bestehenden Inkontinenz kann der erhöhte „Durchlauf“ eine nicht unerhebliche Rolle spielen.
Wenn der Spaß auf den Magen schlägt.
Ist der Hund allerdings mit einem empfindlichen Magen „gesegnet“ oder hat womöglich große Mengen Schnee verschluckt (immer auch im Verhältnis zur Körpergröße gesehen!), kann es zu einer sogenannten Schneegastritis kommen. War der Schnee zudem noch verunreinigt (z.B. durch Streusalz und/oder Straßensplitt), verschlimmert das die Problematik zusätzlich. Die Einnahme bestimmter Medikamente (z.B. Cortison) lässt die Magenschleimhaut übrigens deutlich empfindlicher werden – hier ist besondere Vorsicht geboten.
Die Schneegastritis ist eine akute Entzündung der Magenschleimhaut, ausgelöst durch den kalten Schnee und/oder dessen Verunreinigungen. Es gibt auch eine „Sommerversion“ davon: Größere Mengen Eis oder gefrorene Leckereien, die einfach abgeschluckt werden, können denselben Effekt haben. Hier im Haushalt hat sich ein Hund (dessen Namen wir aus Gründen des Schutzes der Persönlichkeit nicht nennen) eine behandlungsbedürftige „Schneegastritis“ eingefangen, indem er gefrorene Fleischbrocken geklaut und gefressen hat…
Eine üble Angelegenheit
Erste Anzeichen sind häufig Unruhe oder Abgeschlagenheit und lautes Gluckern im Verdauungstrakt. Meist folgt dann Würgen und Erbrechen von weißem oder gelblichem Schleim und Schaum, später kann auch Durchfall auftreten. Manche Hunde lecken intensiv ihre Pfoten oder den Boden ab, schlucken ununterbrochen und würden gern Gras fressen (im Winter eher schwierig): Typische Anzeichen für Sodbrennen und/oder Bauchschmerzen. Die Beschwerden können bereits kurze Zeit nach dem Schneefressen, aber auch erst am nächsten Tag auftreten.
Wenn es bei leichtem Unwohlsein bleibt und der Hund fieberfrei ist, kann dem Spuk mit ein paar Tagen Schonkost normalerweise schnell ein Ende bereitet werden. Fasten lasse ich meinen Hund nicht, denn er neigt zur Übersäuerung des Magens, wenn es kein Futter gibt (was die Problematik eher verschlechtert). Wasser wird bei Zimmertemperatur zur freien Verfügung angeboten und Kauartikel, Leckerchen, Kekse und Co. bleiben in dieser Zeit im Schrank. Eingeweichte Flohsamenschalen bilden einen schönen Schleim, der die gereizte Magenschleimhaut schützt und der Schonkost einfach beigemischt werden kann.
Wenn der Spaß zum Notfall wird.
Die dramatischere Version der Schneegastritis (zur Erinnerung: akute Magenschleimhautentzündung!) äußert sich durch wiederholtes Erbrechen bei deutlich beeinträchtigtem Allgemeinbefinden, auch Fieber kann dabei auftreten. Das ist ein Fall für den Tierarzt – da wird dann bitte nicht mehr mit Hausmittelchen und Geheimtipps herumprobiert. Erst recht nicht, wenn der Hund selbst Wasser nicht mehr bei sich behalten kann. Vor allem sehr junge oder kleine Hunde verlieren durch massives Erbrechen schnell zu viel Flüssigkeit und sollten umgehend in der Tierarztpraxis vorgestellt werden.
Dem Hund geht es jetzt im wahrsten Sinne des Wortes hundeelend: Ihm ist kotzübel und er hat Bauchschmerzen. Zurück vom Tierarzt sollte er an einem warmen, ruhigen Platz liegen und ungestört schlafen können. Manchen Hunden hilft eine Wärmflasche/Körnerkissen oder auch das Zudecken mit einer Decke. Aber bitte nichts davon aufzwingen: Gut gemeint ist das Gegenteil von gut gemacht.
Aus Versehen gefressen ist trotzdem drin.
Selbstverständlich gibt es haufenweise Hunde, die jeden Winter täglich Schnee fressen und noch nie Probleme damit hatten. Andere fielen bislang nicht durch exzessiven Schneegenuss auf und wurden trotzdem krank. Der Grund dafür könnte beim unfreiwilligen Aufnehmen und Abschlucken des Schnees liegen: Geworfene Schneebälle beispielsweise landen zu einem großen Teil im Hundemagen. Auch an Bällen oder Stöcken bleibt der Schnee kleben und wird beim Apportieren aufgenommen. Bei langhaarigen Hunden verklumpt der Schnee gern im Fell – wenn sie sich selbst davon befreien, landet zwangsläufig etwas davon im Magen.
Nichtsdestotrotz ist Winter mit ordentlich Schnee eine wunderbare Sache und wir genießen ihn sehr! Der Strubbelhund trägt Kurzhaarfrisur, damit sie im Schnee mobil bleibt und nicht von Schneeklumpen an Beinen und Bauch lahmgelegt wird. Der Australier hat regelmäßig Flohsamenschalen im Futter, um seinen (bedingt durch die Einnahme von Cortison) empfindlicheren Magen zu schützen. Und ich halte für alle Fälle einen kleinen Vorrat an Zutaten für Schonkost in der Kühltruhe parat, denn solche Dinge braucht man ja bekanntlich immer dann, wenn die Läden geschlossen haben.
Magen-Darm-Schonkost für Hunde – nicht nur bei Schneegastritis
Als Schonkost füttere ich die ersten Tage Brei. Der belastet den Verdauungsapparat nicht und schont die angegriffene Magenschleimhaut. Damit der Magen zusätzlich entlastet wird, biete ich vier kleinere Portionen über den Tag verteilt an.
Zu Anfang besteht dieser Brei aus püriertem Hühnerfleisch (gekochte Hähnchenbrust ohne Haut und ohne Knochen – fettarm und damit besser verträglich) und Moroscher Möhrensuppe* mit eingeweichten Flohsamenschalen. Wenn der Brei bis dahin gut vertragen wird, kommt ab dem dritten Tag ein wenig matschig gekochter Reis (Achtung: Der wirkt auch matschig gekocht noch entwässernd!) oder schleimig gekochte Haferflocken und etwas Heilerde dazu.
Geht es weiter aufwärts im Genesungsprozess, biete ich zu einer Mahlzeit Hüttenkäse mit rohem, püriertem Apfel (geschält und entkernt), Flohsamenschalen, Reis/Haferflocken und Heilerde in den Napf. Die Anzahl der Mahlzeiten reduziere ich dann auf drei – die beiden anderen Mahlzeiten bestehen weiterhin aus den Zutaten von Tag drei. Das Hühnerfleisch püriere ich nun nicht mehr, sondern zerfissele es nur noch zwischen den Fingern.
Ist nach einer Woche der Hunger wieder groß und der Hund fit und lustig, stelle ich auf die hier normalerweise übliche Ernährung um. In unserem Fall sind das zwei Mahlzeiten (je eine morgens und abends). Dabei achte ich aber auf leichte Verdaulichkeit der Nahrungsbestandteile und setze weiterhin die Flohsamenschalen zu. Knochen, Kauartikel und Co. sind noch tabu.
Nach mindestens zehn Tagen ohne Rückfall (war die Episode schlimm, sind vierzehn Tage besser) gilt wieder „business as usual“. Für sehr empfindliche Hunde kann es ratsam sein, die Schonkost über einen längeren Zeitraum zu füttern, um Rückfälle zu vermeiden. Das wird am besten mit dem Tierarzt abgesprochen. Für meine Hunde hat diese Art Schonkost zu verschiedenen Anlässen immer gut funktioniert – das kann jedoch individuell sehr unterschiedlich sein.
Auch hier gilt: Im Zweifelsfall bitte immer Rücksprache mit dem behandelnden Tierarzt halten!
* Morosche Möhrensuppe (Morosche Karottensuppe)
Für die Morosche Möhrensuppe (oder auch Morosche Karottensuppe) koche ich 1 kg kleingeschnittene Möhren mit ca. 2 l Wasser für 60 bis 90 Minuten in einem großen Topf. Achtung: Man muss immer wieder einmal nach dem Topf sehen und ggf. Wasser auffüllen – sonst entstehen unter Umständen verkohlte Möhrenbriketts!
Nach der Kochzeit püriere ich die Möhren mit dem Stabmixer und füge einen Teelöffel Salz hinzu.
Das Hühnerfleisch (ohne Haut und ohne Knochen) koche ich in der Moroschen Möhrensuppe gleich mit. Das spart nicht nur einen Arbeitsschritt – es verleiht der Suppe zudem ein wenig „Aroma“ und sie wird besser angenommen. Das Fleisch muss nicht die ganze Zeit mitkochen, sondern kann nach 30 Minuten herausgefischt werden.
Die Möhrensuppe lässt sich übrigens auch prima auf Vorrat für plötzlich auftretende Notfälle einfrieren.